Ein Kommentar von Carsten Stoffel
…dann gründ ich einen Arbeitskreis. Die Burger Stadtteilkonferenz macht da keine Ausnahme. Es ist der Offenbarungseid der Stadtplanung, wenn man nun, am Ende der Bemühungen, die Anwohner mit der Frage konfrontiert: „Fällt euch noch was ein?“.
Burg ist ein sterbender Stadtteil. Vom einstigen Glanz ist nicht mehr viel übrig. Ausbleibende Investitionen haben aus manchem schmucken Häuschen eine Bruchbude werden lassen. Mich schaudert es immer, wenn ich durch diesen Geisterort durchfahre. In Oberburg sieht es nicht viel besser aus. Eine Pleite jagt die andere.
Ein Konzept? Fehlanzeige. Bereits seit einigen Monaten wird im Kulturmanagement der Stadt Solingen jemand beschäftigt, der sich um die Attraktivierung des Gemäuers kümmern soll. Ein Blick in den Kalender der Burg spricht jedoch eine deutliche Sprache. Man ist offenbar nicht willens etwas an den altbackenen Konzepten zu ändern. Wie man auf den Fluren des Rathauses hört, herrscht Funkstille zwischen Schlossbauverein und städtischer Koordinatorin.
Allein das Wort „Burgbelebung“ impliziert doch, dass ansonsten tote Hose ist. Eine weitere Katastrophe ist die Parksituation. Wer an der Burg parken möchte, zahlt nicht etwa an den Schlossbauverein. Dieser hatte bereits vor Jahren den Parkplatz an eine private Firma weiterverpachtet. Die Gewinne machen also andere.
Es fehlt schlicht und ergreifend an einem Macher, der neben der Kompetenz auch die Befugnis hat, mit den miefigen Strukturen im Schlossbauverein aufzuräumen. Man darf diesen Dilettanten nicht länger das Heft des Handelns überlassen, wenn man will, dass sich etwas ändert. Konzerte unter freiem Himmel wären ein Anfang dazu, auch jüngeres Publikum anzusprechen.
Jüngere Menschen ansprechen? Das machen mittlerweile ganz andere Personen. Die Unternehmer Florian Unkel und Marc Philip Buchholz haben es geschafft, in der alten Schlossfabrik ein Angebot zu etablieren, welches gerade beim jüngeren Publikum ankommt. Die Partys dort erfreuen sich regelmäßiger Beliebtheit. Und was macht der Schlossbauverein? Statt diese Synergieeffekte mitzunehmen, tut man so, als gäbe es dieses Angebot überhaupt nicht.
Neben einem Manager auf Schloss Burg wäre ein Sanierungskonzept, mit ähnlichen Mitteln wie beim Fassadenprogramm an der Konrad-Adenauer-Straße, sicher ein Weg, das Dörfchen aus dem Dornröschenschlaf aufzuwecken. Es bedarf nur einer Initialzündung.
Michael
22/03/2014 bei 16:51
Ich hatte da auch schon mal mit nem Vorschlag hingeschrieben. Aber die wollen ihre Alleinstellungsmerkmale weiter ausbauen. Dumm das mir da jetzt nicht so viel einfällt. Das ist längst nicht das einzige Schloss im Umkreis von 50 km.
Wer nicht will, der hat schon.
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Matthias Veldboer
27/03/2014 bei 11:27
Sehr geehrter Herr Stoffel,
eine gründliche Recherche sieht anders aus und Ihre Kritik ist für mich nicht nachvollziehbar.
Die Stadtteilkonferenz in Burg ist nicht aus Mangel an Ideen, sondern aus Respekt und dem Willen zur Einbeziehung des Bürgerwillens in die Gestaltung der Zukunft eines Stadtteils ins Leben gerufen worden, von der rechtlichen Verpflichtung dazu einmal abgesehen. Es ist natürlich sehr einfach, einen Stadtteil totzureden, doch wenn Sie mit wachen Augen und unvoreingenommen durch den Ortsteil gegangen wären, hätten Sie die vielen kleinen Erfolge der letzten Jahre erkennen können - angefangen von den erfolgreichen Gastronomiebetrieben über die vielen aufwertenden Maßnahmen der Bergischen Entwicklungsagentur und noch einiges mehr.
Die angebliche Funkstille ziwschen der Veranstaltungsmanagerin, die von der Stadt Solingen eingestellt worden ist, und dem Schlossbauverein zeugt von der offentsichtlichen Unkenntnis der Dinge. Es gibt enge Kontakte zwischen allen Beteiligten, die intensiv an einem nachhaltigen Konzept und der Umsetzung arbeiten. Dinge, die vernüngtig geplant werden sollen, können nicht “über Nacht” entstehen und müssen in einem Prozess reifen, der auch nicht immer mit einem öffentlichkeitswirksamen Knall beginnt.
Die Veranstaltungen des Schlossbauverein sind überaus erfolgreich und die Anlage ist eine der Top-Attraktionen in NRW - die Zahlen von über 150.000 Besuchern im Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Nichtsdestotrotz werden auch für Schloss Burg derzeit Überlegungen angestellt, wie die Anlage noch attraktiver gestaltet und für die Zukunft fit gemacht werden kann.
Das von Ihnen angesprochene Sanierungskonzept für Schloss Burg gibt es und es wird hierfür an vielen um die Finanzierung gerungen - mit zum Teil beachtlichen Erfolgen! Die entsprechenden Kosten hierfür sind schon mehrfach in der lokalen Presse publik gemacht worden. Gerade in Zeiten, wo die Öffentlichkeit zu Recht ihren Blick für die Finanzierbarkeit von öffentlichen Bauvorhaben schärft, ist es von großer Bedeutung, die Finanzierung einer so großen Aufgabe wie der Sanierung einer der größten wiederhergestellten Burganlagen Westdeutschlands auf solide Füße zu stellen.
Kommen Sie doch zu der Veranstaltung am kommenden Donnerstag und recherchieren Sie dort selbst einmal - Sie werden dort einen Großteil der Personen antreffen, die viel für den Stadtteil Burg und Schloss Burg bewegen möchten und viele engagierte Burger Bürgerinnen und Bürger. Fragen Sie diese doch selbst einmal!
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Veldboer
Anm.d.Red.: Herr Veldboer ist Mitarbeiter des Kulturmanagements der Stadt Solingen im Fachbereich Schloss Burg