Ein Kommentar von Carsten Stoffel
Ohne Investitionen geht es nicht. Ob bei der Straßenunterhaltung oder privaten Projekten, wer nicht investiert gibt dem Stillstand oder dem Verfall den Vorzug.
An vielen Stellen in unserer Stadt sieht man sehr deutlich was passiert, wenn man notwendige Maßnahmen, Investitionen, unterlässt. In einigen Schulen fällt buchstäblich der Putz von der Wand, ganze Stadtteile, neudeutsch Quartiere genannt, verfallen zusehends. Eines dieser Schmuddelkinder war die Nordstadt.
Bereits vor längerer Zeit wurde erkannt, dass hier etwas passieren muss. Viele gute Projekte sind seither initiiert worden. Nun gilt es, den nördlichen Teil der Innenstadt auch optisch zu verschönern. Bürgerbeteiligung war dabei nie das Problem. Seit 2007 arbeiten die verantwortlichen Mitarbeiter der Stadtverwaltung, aber auch die Wohlfahrtsverbände, sowie sonstige Vereine, intensiv an Lösungen. Beispielhaft sei hier das Nordstadtbüro oder das Mehrgenerationenhaus erwähnt. Noch im November des vergangenen Jahres gab es eine Nordstadtmesse, bei der zwar das Thema Treppe intensiv diskutiert wurde, doch 800 interessierte, verärgerte Bürger, suchte man vergebens. Nun, da im Februar die Bagger anrücken und die Projekte konkreter werden, verändert sich offenbar auch das Interesse am Projekt Nordstadt. Das ist gut und begrüßenswert, hat doch der mediale Hype auch etwas Gutes bewirkt, das Interesse ist geweckt.
Die Einwände der zahlreich erschienenen Bürger gilt es nun ernst zu nehmen. Dass man sich im Rathaus auch der Kritik und den Fragen der Bürger stellt, hat der gestrige Abend bewiesen. Es reicht nicht aus, die Menschen einzuladen und anschließend doch das durchzudrücken was man ursprünglich wollte. Die Kritik an fehlender Gastronomie im Theater- und Konzerthaus, schlechtem Programm, 2,6 Meter Radwegen, mangelhafter Straßenbreite und last but not least, der Theatertreppe, ist berechtigt.
Es gilt jetzt eben keine Wolkenkuckucksheime zu bauen, sondern den gestrigen Abend in die Planungen mit einzubeziehen. In seiner letzten Kolumne forderte der OB einen respektvollen Umgang in der Debatte, das darf keine Einbahnstraße sein. Dabei ist eben auch Fingerspitzengefühl gefragt. Dass wir in einer Stadt ganze Straßenzüge verdunkeln, aber das Theater ‚Illuminieren‘ versteht kein Mensch. Auch die Formulierung des OB, man nehme 2 Millionen Euro an weiteren Krediten auf, um die Eigenmittel für die Baumaßnahmen der Nordstadt zu finanzieren, wodurch letztlich ja Werte geschaffen würden, wirkte etwas bizarr.
Fest steht, wir müssen, nein, wir werden investieren, die Mittel sind bewilligt. Ob die Saat aufgeht hängt, wie bei unzähligen anderen Investitionen an vielen Faktoren, unter anderem auch an uns, an unserem Konsumerverhalten. Ich bin davon überzeugt, dass dies gelingen kann, ob mit oder ohne Treppe.
Gestatten sie mir am Schluss noch eine Randbemerkung. Wenn wir noch vier (Der Kämmerer wird das genauer wissen) Bürgerveranstaltungen im Konzertsaal machen, hat die Stadt mit den Parkautomaten so viel Reibach gemacht, dass wir die Treppe im Handumdrehen finanzieren.