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Solingen: Wie aus dem Nichts – Schlaganfälle kommen plötzlich

Prof. Dr. Marcel Dihné

Solingen/ Die Anzeichen eines Schlaganfalles kennen die meisten: Taubheit der Arme und Beine bis hin zur halbseitigen Lähmung, ein schiefer Mund, Seh- oder Gleichgewichtsstörungen. Doch viele unterschätzen die Symptome, da sie – im Gegensatz zu einem Herzinfarkt beispielsweise – meist ohne Schmerzen auftreten.

Anlässlich des Welt-Schlaganfall-Tages am 29. Oktober 2013 spricht Prof. Dr. Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie an der Solinger St. Lukas Klinik, im Interview über die Risiken und das richtige Handeln.

Kann man einem Schlaganfall vorbeugen?

Prof. Dr. Marcel Dihné: Die klassische Antwort auf diese Frage ist eine gesunde Lebensweise: nicht Rauchen, viel Bewegung und gesunde ausgewogene mediterrane Ernährung. Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes müssen besonders darauf achten, die Werte so optimal wie möglich einzustellen. Was viele nicht wissen ist, dass sich die Risikofaktoren auch potenzieren. Durch den Genuss von Nikotin steigt das Risiko eines Schlaganfalles um das Zwei- bis Dreifache an, aber auch durch Diabetes. Bei Bluthochdruck sogar um das bis zu Zehnfache. Treffen mehrere Faktoren auf einen Menschen zu, kann das Risiko schnell um das 20-fache ansteigen. Die gute Nachricht: Demnach lässt sich das Risiko aber auch mindern, indem Faktoren ausgeschaltet werden, auf die man selbst einen Einfluss hat.

Was ist zu tun, wenn ich Anzeichen bei mir feststelle?

Prof. Dr. Marcel Dihné: Höchste Eile ist geboten! Die Reduzierung von Spätfolgen und der Erfolg der akuten Behandlung hängen von den ersten Stunden nach dem Auftreten der Symptome ab. Wer sich unsicher ist, kann in der St. Lukas Klinik rund um die Uhr unter der Nummer 02 12/ 7 05-20 20 einen Spezialisten erreichen. Ansonsten: Alles stehen und liegen lassen und sofort in die Klinik kommen, in jeder Minute die vergeht, stirbt mehr Gehirngewebe ab. In unserer zertifizierten „Stroke Unit“ in der St. Lukas Klinik können wir Schlaganfälle hoch spezialisiert und sofort behandeln.

Was genau ist die Stroke Unit an der St. Lukas Klinik?

Prof. Dr. Marcel Dihné: Die Stroke Unit ist eine speziell ausgerichtete Station zur Behandlung von Schlaganfällen. Ein multiprofessionelles Team aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen und Pflegern steht hier jederzeit zur Verfügung um eine möglichst schnelle und spezielle Behandlung zu ermöglichen. Die Lyse-Therapie ist dabei eine der wichtigsten. Sobald eine Hirnblutung mittels CT ausgeschlossen ist, können mit dieser Therapie Blutgerinnsel gelöst werden.

Allerdings kann sie nur bis zu 4 ½ Stunden nach den ersten Symptomen angewendet werden. Die Effektivität der Lyse-Therapie und die damit verbundene Verringerung von Spätfolgen sind durch Studien erwiesen. Deshalb ist unser oberstes Ziel die Zeit zwischen stationärer Aufnahme des Patienten und Beginn der Therapie möglichst kurz zu halten.

Zum Konzept „Stroke Unit“ gehört auch die intensive Überwachung der Atmung, des Pulses, der Temperatur, der Sauerstoffsättigung des Blutes und des Blutzuckers durch unser hoch spezialisiertes Team um mögliche Komplikation schnell zu detektieren bzw. so früh wie möglich zu behandeln und dem Patienten so die bestmöglichen Chancen zur Regeneration zu ermöglichen.

Wie geht es dann weiter?

Prof. Dr. Marcel Dihné: Das wichtigste ist dann, den Grund für den Schlaganfall herauszufinden. Auch wenn nach der Lyse-Therapie die Durchblutung erst einmal wiederhergestellt und das Gerinnsel beseitigt ist, ist die Quelle des Gerinnsels noch nicht beseitigt und das kann im schlimmsten Falle zu weiteren Schlaganfällen führen. Die Ursachen möglichst schnell und genau zu erkennen ist Voraussetzung für eine effektive und langfristige Vorbeugung weiterer Prophylaxe. Das nennen wir Sekundärprophylaxe.

Geschrieben von am 21.10.2013.