Solingen/ Vielfach ist Krebs heilbar – vor allem, wenn er früh erkannt, früh und umfassend therapiert wird. Mit dem 1. Solinger Krebstag am 4. September 2013 will das Tumorzentrum Kplus, ein Zusammenschluss von Ärzten aus den katholischen Krankenhäusern in Haan, Hilden, Leverkusen und Solingen, wichtige Aufklärungsarbeit leisten. Ein Interview mit dem Vorsitzenden und Onkologen Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland 490.000 Menschen neu an Krebs. Prof. Mahlknecht, warum ist Krebs bei uns so verbreitet?
Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht: Krebs entsteht aus genetisch veränderten Zellen, die unkontrolliert wachsen. Normalerweise werden diese Veränderungen von unserem Immunsystem erfolgreich bekämpft. Doch viele Faktoren können sich negativ auf das Immunsystem auswirken und so Krebs begünstigen: Umweltgifte, Infektionskrankheiten, Hormone, mangelnde Bewegung und Übergewicht, Stress, Nikotin, Alkohol. 30 Prozent der Krebserkrankungen etwa gehen auf eine, bei uns verbreitete falsche Ernährung zurück. Nur so lässt sich erklären, dass Brustkrebs in der westlichen Welt drei Mal häufiger auftritt als beispielsweise in Indien.
Der Krebs hat viele unterschiedliche Gesichter…
Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht: Oh ja. Krebs ist nicht gleich Krebs. Wir kennen über 100 unterschiedliche Erkrankungen. Wenn man allein an die soliden, greifbaren Tumore und an die Krebserkrankungen des Blutes und Lymphe denkt liegen Welten zwischen der Erkrankungen und den Therapiemöglichkeiten. Aber auch die Therapie ist vielschichtig. Krebs ist eine Herausforderung auch in der Behandlung. Wir brauchen viele Experten, um erfolgreich zu sein. Ärzte, aber auch den Patienten selbst – er ist der Experte für seinen Körper, sein Wohlbefinden und das, was er ertragen kann.
Wenn man die Rednerliste liest, haben Sie viele Spezialisten für den 1. Solinger Krebstag gewinnen können.
Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht: Ja. Viele Fachleute aus der Region haben sich sofort bereiterklärt, den Tag zu unterstützen. Als Verein hat sich das Tumorzentrum Kplus Aufklärung auf die Fahnen geschrieben. Wissen ist eine wichtige Waffe gegen den Krebs. Wir beleuchten während des Tages viele unterschiedliche Erkrankungen mit ihren Symptomen und vor allem mit ihren Diagnose- und Therapiemöglichkeiten: Neurologen, Internisten, Chirurgen, Gynäkologen, Kieferchirurgen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Ernährungswissenschaftler – und natürlich wir Onkologen. Alle stehen während ihrer Vorträge und auch im Anschluss zum Gespräch zur Verfügung.
Was ist für Sie das wichtigste am 1. Solinger Krebstag?
Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht: Wir möchten ein Forum schaffen, wo Patienten, Angehörige und Interessierte sich unverbindlich und unabhängig informieren, sich austauschen und Kontakte knüpfen können. Wir wollen für Vorsorge werben, für einen gesunden Lebenswandel. Einmal im Monat laden wir ja schon zur Expertenrunde ein, bei der jeder willkommen ist und seine Fragen stellen kann. Sie sehen es an unserem Motto: Krebs ist eine Herausforderung, vor der man sich nicht verstecken darf. Krebs braucht Aufmerksamkeit. Deswegen ziehen wir uns nicht in die Klinik zurück, sondern gehen in die Stadt, in die Festhalle Ohligs.
Vorsorge und ein gesunder Lebenswandel? Kann man selbst etwas tun oder ist Krebs einfach nur Schicksal?
Prof. Dr. Ulrich Mahlknecht: Sicher gibt es auch familiäre Risiken, an Krebs zu erkranken. Aber wir können auch selbst etwas für uns tun, um das persönliche Risiko zu senken. Im Grunde wissen wir es ja: nicht rauchen, mehr bewegen. Bei der Ernährung empfehle ich weniger Fett, dafür mehr Ballaststoffe, frisches Obst und Gemüse. Und die Psyche trägt auch ihren Teil bei: sich auch über Kleines freuen zu können, nicht alles negativ und grau in grau sehen. Klingt alles einfach. Und wir wissen alle, dass es das nicht immer ist. Auch eine Herausforderung…
Herausforderung Krebs
1. Solinger Krebstag des Tumorzentrums Kplus e.V.
Mittwoch, 4. September 2013, 10 bis 17 Uhr
Festhalle Ohligs
Talstraße 16
42697 Solingen-Ohligs
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.