Frau Lau isst Wau

Mit dem Verzehr von Fleisch wird es immer dann haarig, wenn es um Haustiere oder andere gezähmte Tiere geht. Übrigends, jetzt Achtung, hier handelt es sich literarisch um etwas ganz neues: das hier ist eine Teil - Glosse. Will heißen, alle Gerichte wurden und werden am jeweiligen Ort verzehrt.

Ich möchte an unsere Glosse mit den Mett - Meerschweinchen anknüpfen. Da waren viele Leser sehr böse auf uns, andere wollten unbedingt das Rezept haben. Aber, Meerschweinchen werden nun einmal ausschließlich in Südamerika gegessen (die Dinger gibt es auch am Stöckchen). So sind die regionalen Küchen überall auf der Welt extrem verschieden (außer Nordkorea: da hungern die Menschen und das Nationalgericht sind verlorene Eier). Aber in Afrika essen die Leute Affen und Schlange und Hund ist in Asien eine regelrechte Delikatesse (siehe Kochbuch: Frau Lau kocht Wau). Und Ziegenbockhoden auf einem Markt in Spanien sind die immer noch das Leckerli der Provinz.

Aber wie war, oder ist, es bei uns in Deutschland und vor allem in Solingen? Geschmorte Tauben in Biersauce sollen wirklich sehr lecker schmecken. Und zum Nachtisch, Kurukurukuru, gibt es Taubeneier in Eierlikör. Aber auch heute essen echte Deutsche noch Bisamratte, da gerät der Feinschmecker in Verzückungen. Keine Ausnahme ist auch der gemeine Feldhase. Tiere, die auf der roten Liste stehen, stehen in unseren Kochbüchern, die man frei im Buchhandel erhält (Hasenbraten - 1 küchenfertiger Hase, für vier Personen…), oder müssen noch schneller rennen.

Kommen wir nun ins Bergische Land. Zu Hochzeiten der BSE Skandale fuhren viele Solinger nach Remscheid und aßen in einem Lokal Fleisch vom Känguru. So sieht Doppelmoral aus: Skippy fressen aber beim Meerferken À la carte große Aufregung.

Lassen wir jetzt einen Zeitzeugen aus dem Bergischen zu Wort kommen:” Als Metzgerssohn kann ich nur eine Meinung kundtun, und zwar folgende:
Die Dinger schmecken ab-so-lut spitze”. Er spricht von Bullenhoden. “Leider dürfen sie hier nicht verkauft werden. Verstößt gegen irgendwas, aber vor 30-40 Jahren konnte man die Stierhoden beim Metzger bestellen. Meistens waren sie ausverkauft, weil die Metzger sie selber aßen”.

Auch in Solingen wurde das Gehänge der Bullen als Delikatesse schnübbeliert. Ein Metzger aus dem Raum Krahenhöhe bot das unter der Hand an (die Dinger waren so groß wie Gemüsezwiebel und schmeckten in der Tat echt lecker).

Bis in die 1950´er Jahre hatten auch unsere Schleifer an der Wupper einige Leckereien. Da gab es auch schon einmal den Daakhaas, Katzenbraten. Die Solinger Muschi wurde jedoch anders zubereitet als in Asien (dort bereitet man Mau süß - sauer zu, mmh). Beim Schlieper nebenan gab es oft Krammetsvögel. Das sind Wacholderdrosseln (—Amsel, Drossel, Fink und Star, bald sind alle Vögel gar). Im Internet bei Pirsch.de gibt es das Rezept (Man nehme einige Krammetsvögel, ohne Kopf und Innereien. ) Salzen und Pfeffern brate diese rundherum in der Pfanne mit Butter, Schalotten, Knoblauch, Rosmarin und einigen Wacholderbeeren kross an”.

Sie sehen, um auf das Meerschwein zurück zu kommen, alles ist relativ. In diesem Sinne, guten Appetit und: Wau wau!

Erstellt von am 27 04 2013. Publiziert unter Glossiert. Sie können alle Kommentare verfolgen via RSS 2.0. Sie können einen Kommentar hinterlassen, oder einen Trackback von ihrer Seite aus machen.

Hinterlassen sie einen Kommentar

Anzeige

Artikel suchen

Nach Datum suchen
Suche unter Kategorie
Google suche

Media

Anzeige
Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de