Das Schweigen der Hasen
Ach, wie sehne ich mich doch nach der guten alten Zeit zurück. Da gab an Karfreitag ein leckeres Stück Schellfisch und am Ostersonntag schob die Mutter den Hasenbraten in die Röhre. Selbstverständlich war es kein Feldhase, sondern ein Kaninchen aus den Ställen meines Onkels Werner aus Pilghausen. Viele Leute konnten sich das in den 1950er Jahren nicht leisten aber die, die so etwas auf den Tisch bekamen, hatten nicht gleich eine Demo vor der Türe.
Heute hat man den Hasen, oder auch das Kaninchen, in vollem Umfang thematisiert. In erster Linie ist das Fleisch, und Fleisch gehört verboten. Fleischfresser sind Hasenmörder.
Und das geht dann auch voll in die Medien. Hier kämpfen die TV Sender um die Quote der Langohren.
RTL bringt in Wiederholung:”Killerhasen greifen an”. Vox wirft im Nachtprogramm:”Sie poppen schnell und leise”, in die Runde, und auf Kabel flimmert:”Fronthasen in den Ardennen”. Der WDR beglückt uns wieder mit einer repräsentativen Straßenbefragung:”Soll Deutschland noch mehr Korsika-Hasen, Iberische Hasen und Castroviejo-Hasen aufnehmen?
Und Schneehasen nebst anderen Artgenossen haben es bis zu Anne Will geschafft. Zu Gast an Ostern: Til Schweiger (Kleinohrhasen überfielen mein Haus), Renate Künast (Tiere die aussehen wie ich, gehören nicht in den Kochtopf), Hans Dietrich Genscher (ich kann mitreden, alleine wegen der Ohren) sowie - zugeschaltet aus Rom - Joseph Ratzinger (Gottes Hasen mahlen langsam).
Ganz Deutschland streitet über den Osterhasen. Da mag man gar nicht an den Pfingstochsen denken, schrecklich.
Ich fahr` jetzt in die Haasenmühle, Prost und frohe Ostern!