App-en sie schon oder leben sie noch?
Früher brauchte ein Mensch zum Leben Luft, Nahrung und im besten Fall eine Höhle als Dach über dem Kopf. Dank der sich stetig weiterentwickelnden Gesellschaft sind diese entbehrungsreichen Zeiten aber weitgehend überwunden. In unserem Kulturkreis entwickelte sich eine durchaus angenehme Form von Wohlstand.
Statt dem offenem Feuer in der feuchten Höhle genießen wir heute die Annehmlichkeiten der ökologisch korrekten Zentralheizung, statt mit dem Ochsenkarren fahren wir heute mit unserem Hybridauto zum Markt, Ehefrauen werden nicht mehr mit Keulen betäubt und an den Haaren in den neuen Schoß der Familie gezogen, dafür nutzt man heute unterwegs die Online-Partnerbörsen-App und statt mit Rauchzeichen zu kommunizieren oder gar miteinander zu sprechen simsen oder mailen wir heute mit dem Smartphone.
Womit ich schon beim eigentlichen Thema bin. Es ist tatsächlich kaum zu glauben, wie sehr diese kleinen Freunde, mit oder ohne angebissenes Apfelemblem, uns den Alltag vereinfachen. Das Zauberwort heißt Applikation - diese programmierten kleinen nützlichen Freunde des Alltags, die uns in allen Lebenslagen für 3 Euro 99 Lösungen und Hilfe garantieren. Mit jedem Download wird mein Leben einfacher. Man muss praktisch nichts mehr wissen, außer: Welche App brauche ich in welcher Lebenslage. Willkommen in der intelligenten Zukunft.
Wie kompliziert war es früher, sich aus den Resten im Kühlschrank ein schmackhaftes Mahl zu bereiten? Eine Aufgabe, an der ein durchschnittlich intelligenter Mensch glatt verzweifeln konnte. Heute ist das Problem gelöst. Sie haben 3 Eier und eine Scheibe Schinken im Kühlschrank, die passende App schlägt ihnen gleich 2 Möglichkeiten vor: Rührei oder Spiegelei. Das nenne ich Fortschritt.
Sie sind chronisch erkrankt, leben mit Hilfe starker oder stärkster Schmerzmittel, können nachts um 3 ihren Arzt oder Apotheker nicht erreichen und haben Angst vor einer lebensgefährlichen Überdosis? Die passende App „Opidium“ sagt ihnen zuverlässig und ohne Risiko für Leib und Leben, wie sie ihr Morphium zu dosieren haben, zumindest ist das die Idee dahinter. Gott sei dank.
Sie müssen Wochen auf ihren Termin für den Kernspintomographen warten? Kein Problem, mit dem Body-Scan-App schauen sie gleich selbst nach, wo der Hase bei Ihnen im Pfeffer liegt. Erledigt!
Oder ist Ihnen gerade auf dem Todesmarsch durch die ausgetrocknete Wüste Deutschland das Trinkwasser ausgegangen oder wollen sie mal schnell in Eigeninitiative einen Großbrand löschen? Mit der HydrantenM-APP stemmen sie auch diese Herausforderung im Vorbeigehen.
Dank der App „Free candle“ geht mir regelmäßig ein Licht auf, dann spiele ich kurz mit der App „Kitzel ein Mädchen“ und „3D-Stellungen“ eröffnet dem modernen Menschen von heute ganz neue Horizonte. Nach so viel Anstrengung schnell noch was virtuelles auf dem Smartphone mit der App „Grillen“ gezaubert und der besten Gattin von allen per „Ping“ mitgeteilt, wann ich mittels Navigations-App zuhause bin.
Jetzt suche ich nur… ja wo ist denn… mein Smartphone? Gestern habe ich noch die App „Handy suchen“ herunter geladen. Wie? Sie fragen mich was mir das ohne Handy nutzt? Ja, mh, mal sehen, wie komme ich denn jetzt nach Hause? Ich werde doch wohl die Nacht nicht in einer Höhle…