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Ein sonntag-nachmittäglicher Exkurs mit Knall und Pulverdampf

Bild: Nikon-Mike

Im alltäglichen Alltag, in dem der durchschnittliche Mensch ohnedies stark gebeutelt, stellen sich beim modernen Individuum von heute oft Wunschvorstellungen derart ein, sich mit lautem Knall und Pulverdampfe aus der, manchmal einer Wüste gleichenden, Existenz zu bomben.

Dabei sind es nicht die großen Dinge des weltpolitischen Geschehens, die einen zu diesem Entschluss treiben, nein, es sind vielmehr die alltäglichen Kleinigkeiten, derer sich der Mensch nur allzu gern mit lautem Knalle entledigen möchte. Der Preis für Kohl und Käse steigt erneut um 3 Cent – Rumms! Der Inhalt der Hundefutterdose ergießt sich ungefragt auf die neue Hose – Rumms! Der Gattin neueste Haarkreation kostete ‘nur’ 120 Euro – Rumms! Der morgendliche Tritt in die Tretmine des Nachbarhundes -Rumms! Verlängern sie die Liste selbst, sie wissen längst was ich meine.

Freilich steht der Laie oftmals bereits zu beginn dieser Planungen auch schon wieder am Ende, denn technisches und chemisches Know How zum Bau derartiger Pulverisierungskonstruktionen, gemeinhin vom Laien auch Bombe genannt, sind in der erforderlichen Qualität und Quantität nur bei den wenigsten Zeitgenossen stärker als rudimentär vorhanden. So bleibt dem Minderbemittelten nur der harte und steinige Weg, den der Autodidakt regelmäßig zu beschreiten pflegt – learning by doing - sozusagen.

Doch schwer zu reinigende Flecken von Schwarzpulver im gemeinschaftlichen Wohnzimmerteppich, Rußflecken an der Schlafzimmerdecke aufgrund unvorhersehbarer Verpuffungen und abgesprengte Finger, die leb- aber nicht geruchlos in den Ecken des Eigenheims liegen, tragen mitunter nur selten zur Stärkung des Hausfriedens bei. Im Gegenteil reagiert die andere Hälfte unserer verkappten Existenz, nennen wir sie ruhig bessere Hälfte, im allgemeinen recht ungehalten auf derartige Preise, die der Jungforscher auf dem Wege zum Ziele zahlt. Guter Rat ist also teuer.

Doch folgen sie mir an dieser Stelle ins Lalaland der Theorie. Selbst wenn es gelänge, eine derart konstruierte Höllenmaschine an einem Gürtel zu befestigen und diesen um den vom Wohlstand geschwängerten Wanst zu legen, so stellt sich letztlich die grundlegende Frage nach der Motivation derartigen Tuns. Es findet sich kein vernünftiger Grund, derartiges aus dem Hinterstübchen der Phantasie herauszuholen, um es der Kakophonie der täglichen Ereignisse hinzuzufügen.

Leichter könnte sich dies indes gestalten wenn man glauben könnte. Ja, wenn man nur glauben könnte, glauben an irgendwas, und sei es auch noch so weit hergeholt, etwas, wie der Glaube an die Ehrlichkeit der Politiker, oder der Glaube an das Gute im Menschen oder gar der Glaube an einen Gott. Dann wäre alles viel einfacher. Doch unsereins ist ja vom schuppigen Haupte bis zum Punkte des eingewachsenen Zehnagels schon mit einem fast an Stofflichkeit grenzenden Dogma des nicht-glaubens geschlagen. Was also sollte den gebeutelten Menschen wie mich dazu verleiten, meine inneren Werte in lautem Knall und Pulverdampfe im Rahmen meines sozialen Umfeldes gleichmäßig unter meinen Mitmenschen zu verteilen?

Zurück im Hier und Heute vergesse ich also meine unterbewußten Ambitionen wieder, begnüge mich mit meinem Dasein und erfreue mich an den wenigen Momenten des Lebens, die nicht vom katastrophengeschwängerten Alltag geprägt, durch mein Leben gleiten. Und denen, die aufgrund ihres Glaubens glauben, die Finger nicht von Knall und Pulverdampfe lassen zu können, jene, die meinen, sie müssten sich auf ihrem Weg ins Paradies als Gruppenreiseführer betätigen weil die Überfahrt zum Hades mit Gruppenticket billiger zu werden verspricht, denen möchte ich sagen: Spart euch und uns den Radau, denn euer eigener Knall unterm schräg geschnittenen Pony ist schon vom Weiten deutlich zu hören!

Geschrieben von am 25.09.2011.