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Grillen ist Männersache, oder?

Schon seit Urzeiten bedeutet das Grillen, sich den martialischen Herausforderungen von Glutfeuer, rohem Fleisch und Gefahr zu stellen. Eine Herausforderung für die animalischen Instinkte richtiger Männer also, während die brave Ehefrau und eventuell anwesende Gäste dem Manne bewundernde Blicke zuwerfen - meist allerdings nicht, ohne gewisse Schwierigkeiten, sich das Grinsen hinterm Rücken des Grillgottes zu verkneifen.

Feuer, rohes Fleisch und Natur, so heißen die martialischen Zutaten, durch die die animalische Seite des Mannes geweckt wird, nachdem er den Büroschlaf aus den Knochen geschüttelt hat, weil die Jagd sich in der modernen Welt nur noch auf die virtuelle Hatz von Moorhühnern während der Arbeitszeit beschränkt.

Natürlich kann sich der moderne Held und Abenteurer nicht mit unwichtigen Nebensächlichkeiten wie dem Einkaufen, dem Vorbereiten von Grillgut und Salaten oder dem Bereitlegen der Grillutensilien befassen. Das Grillen an sich ist eine Herausforderung, die derartige Ablenkungen nicht zulässt.

Während die, nach dem Einkauf schon fast schwächelnde Gattin, das Tablett zusammen mit allen notwendigen Utensilien nach draußen trägt, bereitet sich der Mann beim Anzünden des Grills auf den Gang durch die letzte große Herausforderung unserer modernen Welt vor. Im Regelfall geschieht dies in meditativer Eintracht, mit einer Flasche Bier vor dem Grill sitzend, während „Mann“ darauf wartet, das die Kohlen weiß werden.

Ist es dann soweit, naht auch schon der spektakuläre Moment auf den alle Anwesenden, insbesondere die Damenwelt, atemlos und gespannt warten. Der Mann legt das Fleisch auf den Grill. Nur einen Schritt von der heißen Glut entfernt werden die blutigen Fleischlappen souverän auf das fast glühende Rost gelegt, während der männliche Bierbauch der lodernden Glut schon beängstigend nahe kommt. Heißer Schmerz durchdringt den gestählten Körper. Schnell zieht sich der Grillgott wieder aus dem Gefahrenbereich zurück. Selbstverständlich nicht, ohne durch das gekonnte Verzerren des Gesichtes deutlich zu machen, was man da eben aushalten musste.

Was folgt, sind nebensächliche Routineaufgaben wie das Decken des Tisches. Aufgrund der Einfachheit der Aufgabe wird hiermit im Regelfall die Dame des Hauses betraut, es handelt sich dabei ja auch nur entfernt, eher um so eine Art, Arbeit. Nach dem Decken des Tisches und etwas belanglosem Smalltalk weist die Gattin den Meister der Flammen im Allgemeinen immer darauf hin, dass das Grillgut anbrennt. Ein Vorgang, der sich überall in Deutschland stets zu wiederholen scheint weil sich der Mann in der Zwischenzeit tiefgreifend mit der wissenschaftlichen Analyse von Hopfen und Malz beschäftigt.

Selbstverständlich weiß der Mann jedoch, dass das Fleisch gewendet werden muss. Das Fleisch bleibt so lange auf einer Seite liegen weil man sicher gehen will, dass die anwesenden Gäste in ihrer aufmerksamen Bewunderung für den Meistergriller nicht nachlassen. Schließlich muss im schlimmsten Fall schnell Rettung herbei gerufen werden können. Es nähert sich der zweite Höhepunkt: Das Wenden des Grillgutes, siehe auch “auflegen des Grillgutes”.

Unter den bewunderndennn „Aaahs“ und „Ooohs“ der Damenwelt nähert sich der Herr der Brutzeleien wieder der Höllenglut um die, nicht selten am Rost klebenden kulinarischen Köstlichkeiten umzudrehen. Tipp: Vergessen sie saftiges Fleisch und knusprige Würstchen, wird alles total überschätzt. Darauf legten die Neandertaler auch keinen Wert, wissen zumindest wir Männer. Fleisch muss schwarz sein.

Nachdem die Frau mal eben schnell den Tisch abgeräumt und das Geschirr gespült hat beginnt der formelle Teil der Veranstaltung. Auf einem aus Bierkisten improvisierten Thron positioniert sich der Herr des Hauses in majestätischer Haltung, um Lob und Dank der Anwesenden wohlwollend entgegen zu nehmen. Wichtig ist, immer wieder zu betonen wie lecker das Essen doch war.

Nachdem die Gattin die weiteren Gäste mit einem Espresso oder anderen Getränken versorgt hat, fragt der Meister der Grillwurst die Dame des Hauses im Allgemeinen, wie es ihr gefallen hat einmal nicht kochen zu müssen. Zwangsläufig reagiert die Gattin etwas eingeschnappt, was beim Herrn über Feuer und Fleisch natürlich auf Unverständnis stößt und lediglich deutlich macht, dass man es den Frauen einfach nicht recht machen kann. Und wer zieht sich da nicht noch ein Bier auf? Prost!

Geschrieben von am 22.05.2011.

2 Kommentare Grillen ist Männersache, oder?

  1. Detlef Obens

    22/05/2011 bei 14:57

    Klasse, amüsant UND(!) treffend geschrieben!! Besser wäre “beschrieben”!;-)

    • Thorsten Hausen

      22/05/2011 bei 15:17

      Danke schön Detlef. Brauchte eigentlich auch nur der Schilderung meiner Gattin zu folgen… :-)