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Winterdienst und andere Kapriolen

Ein Kommentar von Peter Nied In Solingen gibt es zur Zeit 15.265 Empfänger von Hartz 4 Leistungen in 7.808 Bedarfsgemeinschaften. Dieser Status scheint bei Politikern der parlamentarischen Hinterbänke von „geschätztem“ Interesse zu sein.

Mit markigen Stammtisch Sprüchen machen sie sich einen Namen und hoffen auf Stimmen der Wähler, die noch Arbeit haben. Effektiv geändert wird hier nichts. Dabei geht es nicht um die Frage: sollen, können oder dürfen Hartz4 Leute da oder dort beschäftigt werden, nein, es geht um die grenzenlose Phantasielosigkeit dieser Politiker.

Im vergangenen Winter kam der Schnee-Räumdienst nicht immer nach. Da hieß es:“Lasst doch die Hartz 4 Leute Schnee schippen.“ Jetzt sollen nach Vorstellungen einiger CDU Abgeordnete aus dem Bundestag Hartz 4 Bezieher die, durch die Umstrukturierung der Bundeswehr, weggefallenen ZIVIS ersetzen. Diese “Dienstverpflichtungs-Phantasien“ verstoßen nicht nur eklatant gegen Gesetze und einige Tarifverträge, sie sind schlicht gesagt nicht praktikabel.

Wie der Deutsche Kommunale Informationsdienst mitteilt, ist das Projekt „Bürgerarbeit“ in den Städten gefloppt. Langzeitarbeitslose sollten als Gärtner, Vorleser oder Straßenfeger zurück in die Arbeit finden. Hier treffen sich politische Ideenlosigkeit und praktizierter Unsinn auf dem Rücken der Betroffenen. Letztere wollen eigentlich nur eines, eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle.

Geschrieben von am 23.04.2011.

4 Kommentare Winterdienst und andere Kapriolen

  1. Thorsten Hausen

    23/04/2011 bei 12:45

    Auch in unserer Redaktion gibt es unterschiedliche Auffassungen. Was du, Peter, als „politische Ideenlosigkeit und praktizierten Unsinn“ bezeichnest verstehe ich als sinnvollen Beitrag zum Funktionieren unseres Sozialstaats.

    Am 31.12.2011 ist der Zivildienst Geschichte. Zahlreiche caritative Einrichtungen fragen sich schon heute, wie es danach weiter gehen soll. Wichtige Arbeitskräfte werden dann fehlen. Die Aufgaben, die einst Zivis übernahmen auf ohnehin am Rande des Möglichen arbeitende Beschäftigte zu übertragen, dass nenne ich den eigentlichen gesellschaftlichen Skandal.

    Jedesmal wenn von Hartz IV Empfängern etwas gefordert wird stehen linke Gutmenschen auf der Matte und schreien Zetermordio. Es ist mittlerweile unerträglich!

    Es ist keine Schande von Transferleistungen leben zu müssen, aber es ist m. E. eine Schande, dass Menschen die von Transferleistungen leben, schon jetzt in vorausschauender Panik darüber klagen, dass man auch von ihnen zukünftig einen verhältnismäßig kleinen Beitrag dazu erwartet, dass die Gesellschaft weiter funktioniert die den Klagenden ihr Überleben sichert.

    Ein Sozialstaat funktioniert nur, wenn JEDER seinen Beitrag leistet. Ich sehe keinerlei Unerschied darin, warum ein 25 jähriger Arbeitsloser schlechter in der Altenpflege arbeiten sollte als ein 25 jähriger Zivi. Wer sich derart sinnvollen Projekten verweigert sollte sich viel mehr überlegen, ob die Gesellschaft ihm gegenüber überhaupt noch verpflichtet ist.

    • Peter

      23/04/2011 bei 12:59

      es geht um den Zwang! Selbstverständlich kann ein Langzeit Arbeitsloser alte Menschen pflegen, aber nicht mit Zwang und fehlender Motivation. Ich wollte nur zeigen, wie pauschal und ohne Konzept einige Politiker an diese Thematik heran gehen.

  2. Margo

    23/04/2011 bei 12:52

    Ich bin eher der Meinung von Peter Nied. Anstatt Hartz IV Empfänger als billige Arbeitskräfte für die Stadt einzusetzen, was man mit den Wehrdienstverweigerern ja auch gemacht hat, sollten lieber reguläre Arbeitsplätze geschaffen werden, wo man die Leute aus der Arbeits- und Hoffnungslosigkeit holen kann. Wer noch nie längere Zeit arbeitlos war, kann sich kaum vorstellen, was das in einem Menschen anrichten kann.
    Natürlich gibt es die, von den Medien gern gezeigten, Hartz IVler, die nicht arbeiten wollen. Aber ich glaube nicht, dass man das verallgemeinern kann. Ein Familienvater oder auch eine alleinerziehende Mutter würde bestimmt lieber arbeiten, mehr Geld verdienen und sich selbst wieder gut fühlen. Die meisten Menschen sind nicht gern auf Almosen angewiesen.

  3. Marilla Reich

    10/05/2011 bei 19:58

    Wie wäre es denn, wenn man die Arbeitslosigkeit, die Ursache der regelmäßigen Endlos-Diskussionen, abbauen würde? Das wäre viel effektiver und zudem noch jjederzeit möglich. Wie das gehen könnte, darüber ist 2001 die damalige Bundesregierung informiert worden - also noch vor Einrichtung der Hartz-Kommission und lange vor den “Hartz-Gesetzen”, was beides bekanntlich unter dem Begriff “Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt” lief bzw. läuft. Es gibt definitiv ein vollständiges Konzept. Wenn man die Hintergründe kennt, versteht man auch, was es mit dem Begriff auf sich hat. Von diesen modernen Dienstleistungen könnte es sehr viel geben - als neue Arbeitsplätze in verschiedensten Bereichen, auch als interessante und geeignete Arbeitsplätze für gerinqualifizierte Langzeitarbeitslose.
    Hier mehr dazu, bitte dort den Links folgen: http://innovativ.net.tc
    (Es wäre viel zu viel Text, daher der weiterführende Link)