Menschen mit Behinderung als Experten in eigener Sache - Auftakt für LVR-Aktionsplan Inklusion
Auf großes Interesse beim Fachpublikum stieß die mit rund 350 Teilnehmenden ausge-buchte Tagung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) zur Entwicklung eines Aktionsprogramms mit der “Zielperspektive Inklusion”. Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Ministerien, Politik, Verbänden, Selbsthilfe-Organisationen und Anbietern von Hilfen für Menschen mit Handicap informierten sich über die Erwartungen von Menschen mit Behinderung.
“Es geht um die Durchsetzung der allgemeinen Menschenrechte auch und gerade für Menschen mit Behinderung”, erklärte die Vorsitzende der LVR-Kommission Inklusion, Dorothea Daun. Der Begriff der “Inklusion” verweise auf das solidarische, selbstverständliche Dabeisein von Menschen mit Handicap in einer Gesellschaft für alle, führte sie aus. Dies meine technische und räumliche Barrierefreiheit und Zugänglichkeit, aber eben auch eine umfassende Teilhabe.
“Inklusion beginnt in den Köpfen. Sie ist eine Frage der persönlichen Haltung und ein gesellschaftspolitischer Anspruch”, so Daun wörtlich. Politik und Verwaltung des LVR hätten sich dieser Aufgabe gestellt. Die heutige Tagung diene der Vorbereitung eines LVR-Aktionsplans.
Zentrales Element dabei, ergänzte LVR-Sozialdezernentin Martina Hoffmann-Badache, sei die Einbeziehung der Menschen mit Behinderung selbst, als Expertinnen und Experten in eigener Sache. Daneben gehe es um bessere Zugänglichkeit: “Hier geht es um mehr als um Rampen an Stelle von Treppen. Hier geht es auch zum Beispiel um die Zugänglichkeit von Informationen - etwa im Internet oder durch leichte Sprache bei Veröffentlichungen.”
Eine inklusive Gesellschaft ermögliche es allen Menschen, unabhängig von ihrem Handicap, Teil zu sein und teilzuhaben. Aufgrund seines eigenen Aufgabenschwerpunkts bei den Wohnhilfen und der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung setze der LVR schwerpunktmäßig auf den Ausbau selbstständiger und selbstbestimmter Wohn-Unterstützung und der Förderung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Handicap auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
Einen konkreten Input für den LVR-Aktionsplan leisteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Anregungen und Wünsche, die mit einem Fragebogen - auch in leichter Sprache - erhoben wurden. Die Palette der Beiträge reichte von dem Wunsch nach mehr gesellschaftlicher Akzeptanz von Behinderung als Teil von Normalität und weniger Berührungsängsten hin zu mehr Flexibilität bei den Unterstützungsleistungen und weniger bürokratischen Hürden. Nicht mehr zeitgemäß sei es, dass die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung als Sozialhilfe-Leistung organisiert und finanziert werde.
Als weitere konkrete Probleme wurde fehlender barriere-freier und bezahlbarer Wohnraum ebenso benannt wie zu wenige Plätze in integrativen Kindergärten und Schulklassen. Der Beauftragte für die Belange behinderter Menschen in NRW, Norbert Killewald, stellte einige Gedanken zum Aktionsplan der Landesregierung vor. Auch die Landesbau-Ordnung müsse in vielen Punkten weiter entwickelt werden, so Killewald.
Sehr schön wer da alles berät und tut. Nur eine Gruppe ist weder vertreten noch wird sie gefragt. Die, die das alles bezahlen sollen. Es wird Zeit, das dieses Verbrechersystem bricht.